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Ärztin klärt ältere Dame über operative Behandlung bei Arthrose auf.

Arthrose: Möglichkeiten der operativen Behandlung

Eine Operation von Arthrose kommt bei verschiedenen Stadien und Ausprägungen der Erkrankung in Betracht. Welche gelenkerhaltenden Operationen gibt es und wann ist der richtige Zeitpunkt für ein künstliches Gelenk gekommen? Hier findest Du das Wichtigste zum Thema operative Behandlung der Arthrose zusammengefasst.

 

Wann ist eine Arthrose-Operation notwendig?

Ein schmerzfreies Leben mit möglichst wenig Einschränkungen der Beweglichkeit – das wünschen sich Arthrose-Patient:innen. Denn egal, ob die Erkrankung die Fingergelenke, die Hüfte, das Knie oder ein Fußgelenk betrifft: Die angegriffene Knorpelschicht heilt nicht von selbst und die Erkrankung verursacht unangenehme Symptome.

Zur Behandlung steht zunächst einmal die konservative Therapie der Arthrose zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem die Verwendung von Schmerzmitteln sowie physiotherapeutische und orthopädische Maßnahmen. Eine operative Behandlung der Arthrose kann ergänzend in unterschiedlichen Krankheitsstadien erfolgen. Die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann sich beispielsweise schon zu Beginn der Erkrankung anbieten. Ein Gelenkersatz hingegen ist meist erst notwendig, wenn alle anderen Therapiemaßnahmen erschöpft sind und der Leidensdruck der Patient:innen hoch ist.

Wichtig zu wissen! Ob eine Arthrose operiert wird, entscheidest Du zusammen mit dem Arzt oder der Ärztin. Falls Du Zweifel hast, scheue Dich nicht und hole eine zweite Meinung ein! Du kannst zudem auch selbst den Verlauf der Erkrankung beeinflussen: Mit einer ausgewogenen, mikronährstoffreichen und pflanzenbasierten Ernährung sowie regelmäßiger Bewegung schaffst Du gute Voraussetzungen dafür.

In die Entscheidung für eine Operation spielen außerdem Faktoren wie das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand inklusive anderer Erkrankungen und vorangegangener Eingriffe eine Rolle. Auch die Krankheitsprognose wird berücksichtig, ebenso das Fitnesslevel und die allgemeine Aktivität des/der Patient:in.

Mehr zum Thema: Arthrose

 

Die verschiedenen Arten der Arthrose-Operation

Gelenkerhaltende Operationen lassen sich häufig minimalinvasiv, also nur mit wenigen kleinen Hautschnitten, durchführen. Sie werden vor allem in frühen Stadien der Arthrose angewendet. Ein Gelenkersatz hingegen bedeutet eine größere operative Arthrose-Behandlung, die sich bei fortgeschrittener Krankheit anbietet.

Zwei Ärzte bei der Durchführung einer Arthrose-Operation.
Zwei Ärzte bei der Durchführung einer Arthrose-Operation.

Gelenkerhaltende Operationen bei Arthrose

Mittels der Arthroskopie kann schonend und mit möglichst geringem Infektionsrisiko das betroffene Gelenk behandelt werden. Je nach Gelenk und Umfang des Eingriffs bekommt der/die Patient:in eine lokale Betäubung oder eine Vollnarkose.

Folgende Eingriffe im Rahmen einer Arthroskopie sind möglich:

  • arthroskopisches Débridement (Knorpelglättung): Hierbei trägt der/die Chirurg:in instabile oder abgelöste Bestandteile des Knorpels mithilfe eines rotierenden Instruments ab. Damit soll die Oberfläche des Knorpels geglättet werden, um die Gleiteigenschaften zu verbessern. Der Eingriff ist vor allem dann sinnvoll, wenn lose Knorpelteile oder abgestorbenes Gewebe vorhanden sind.
  • arthroskopische Lavage: Bei der Lavage wird das Gelenk durch Spülungen gereinigt, um Entzündungsstoffe oder abgelöste Knorpelbestandteile zu entfernen.

Beide Verfahren sollten auf die Frage hin, ob sie wirklich notwendig sind, genau abgewogen werden. Bei der Arthrose des Kniegelenks (Gonarthrose) beispielsweise raten die Autor:innen der Behandlungsleitlinie davon ab, da Studien keine langfristigen Verbesserungen zeigen konnten.

Mehr zum Thema: Gonarthrose

 

Knorpelersatzverfahren und Knorpelzelltransplantation bei Arthrose

Techniken, bei denen der defekte Knorpel mit frischem ersetzt oder aufgefüllt wird, eignen sich vor allem bei einer kleineren und auf einen bestimmten Bereich begrenzten Arthrose. Zudem muss ein frühes Stadium der Erkrankung vorliegen und der/die Patient:in sollte jung und sportlich aktiv sein. So bestehen die besten Chancen auf eine erfolgreiche Arthrose-OP.

Bei den arthroskopischen Knorpelersatzverfahren (sogenannte autologe Chondrozyten-Transplantation, ACT) steht zunächst eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) an. Dabei entnimmt der Arzt oder die Ärztin eine kleine Knorpelprobe. Im Labor werden Knorpelzellen aus der Probe herausgelöst und in Kulturschalen vermehrt. Anschließend setzt der/die Operateur:in die gezüchteten Knorpelzellen ins Gelenk ein. Dort sollen sie schließlich neues Knorpelgewebe bilden.

Neue Hoffnung durch Stammzelltherapie?

Ein neuer Ansatz, um Knorpelgewebe zu gewinnen, ist die Behandlung mit körpereigenen Stammzellen. Dabei werden Stammzellen aus dem Fettgewebe isoliert und im Labor herangezogen. Anschließend injiziert sie der/die Ärzt:in in das betroffene Gelenk, wo sie neues Knorpelgewebe produzieren sollen.

Mann sitzt mit Gehhilfen auf einer Behandlungsliege und wartet auf die Arthrose-OP.
Mann sitzt mit Gehhilfen auf einer Behandlungsliege und wartet auf die Arthrose-OP.

Mikrofrakturierung

Ähnlich wie bei den Knorpelersatzverfahren bringt die Mikrofrakturierung vor allem dann Vorteile, wenn sich der Knorpelschaden auf einen bestimmten Bereich beschränkt und der restliche Gelenkknorpel noch intakt ist. Bei dem Eingriff verletzt der/die Behandler:in den Knorpel absichtlich. Das soll die Selbstheilungskräfte das Körpers mobilisieren: Die Verletzung blutet zunächst, dann bildet sich ein Narbengewebe, was als körpereigener Knorpelersatz dient.

 

Gelenkumstellung (Osteotomie)

Umstellungsoperationen korrigieren Fehlstellungen in den Gelenken, etwa am Knie. Denn hat ein/eine Patient:in beispielsweise O- oder X-Beine, nutzt sich der Knorpel im Kniegelenk ungleichmäßig ab. In einer OP lässt sich die Beinachse begradigen und damit die einseitige Belastung der Gelenke beheben (Beinachsenkorrektur). Idealerweise ist der/die Betroffene unter 50 Jahre alt und die Arthrose noch nicht weit fortgeschritten. Andernfalls bringt die Operation möglicherweise keine wirkliche Verbesserung.

 

Welche Arten von Gelenkersatz kommen bei Arthrose infrage?

Im Jahr 2018 wurden circa 275.000 Hüft- und rund 215.000 Knieendoprothesen eingesetzt – meist wegen einer Arthrose des Hüftgelenks (Koxarthrose) oder des Kniegelenks (Gonarthrose). Fachleute unterscheiden mehrere Arten von operativen Behandlungen zum Gelenkersatz bei Arthrose:

  • Teilprothesen: Hier wird nur eine Seite des Gelenks ersetzt. Das bietet sich an, wenn ein Teil des Gelenks geschädigt ist, aber umliegende Strukturen noch unverletzt sind.
  • Vollprothesen (Endoprothese): Dabei bekommt der/die Patient:in ein künstliches Gelenk eingesetzt. Üblich ist das bei Knie-, Hüft- und Schultergelenk, aber die OP kann auch bei Arthrose am Daumensattelgelenk erfolgen.
Darstellung eines künstlichen Kniegelenks, wie es bei einer operativen Behandlung der Arthrose zum Einsatz kommen kann.
Darstellung eines künstlichen Kniegelenks, wie es bei einer operativen Behandlung der Arthrose zum Einsatz kommen kann.

Auch wenn es sich mittlerweile um einen Routineeingriff handelt, sollten Betroffene immer genau abwägen, ob sie ihn durchführen lassen wollen. Denn jede Operation bringt auch Risiken mit sich, wie etwa Entzündungen oder Thrombosen (potenziell gefährliche Blutgerinnsel).

Folgende Faktoren sprechen für einen Gelenkersatz:

  • Schmerzen bestehen seit Monaten, mehrmals wöchentlich oder dauerhaft
  • andere Maßnahmen haben keine Besserung gebracht
  • die Beschwerden sind erheblich und schränken die Lebensqualität ein
  • Arthrose ist im Röntgenbild nachweisbar
  • Schwierigkeiten beim Gehen oder Treppensteigen
  • Fehlstellungen der Beine
  • Instabilität des Knie- oder Hüftgelenks
  • Einschränkung der Beinkraft
  • Probleme beim Hinsetzen oder Knien
  • notwendige Unterstützung durch Hilfsperson
  • Probleme bei Tätigkeiten im Haushalt, Beruf oder Sport
  • Abhängigkeit von der Hilfe anderer Personen

Generell zeigt sich die Bilanz von Gelenkprothesen positiv: 80 Prozent der Patient:innen sind auch längerfristig zufrieden mit ihrem neuen Gelenk – die Arthrose-OP kann demnach die Beschwerden deutlich verbessern.

 

Schmerzfrei durch Gelenkversteifung (Arthrodese)

Die sogenannte Arthrodese bedeutet, dass ein Gelenk versteift wird. Das Verfahren kommt vor allem bei fortgeschrittener Arthrose zum Einsatz. Ziel der operativen Behandlung ist es, das Gelenk belastungsfähig zu machen, Schmerzen aber dabei auszuschalten. Da durch Endoprothesen sehr gute Behandlungsmöglichkeiten bestehen, sind Versteifungen heutzutage eher die Ausnahme. Die OPs werden fast ausschließlich an Fuß- oder Zehengelenken (zum Beispiel bei Arthrose des Sprunggelenks) vorgenommen.

 

Die Heilung nach einer operativen Behandlung der Arthrose unterstützen

Die Genesungszeit nach einer Arthrose-Operation variiert stark. Während Patient:innen eines minimalinvasiven Eingriffs schneller wieder voll am Alltag teilnehmen können, benötigen solche mit einem künstlichen Gelenk einige Monate. In beiden Fällen können Patient:innen aber selbst einiges dafür tun, dass ihr Gelenk lange funktioniert. Dabei spielen vor allem regelmäßige (gelenkschonende) Bewegung und der Abbau von Übergewicht eine wichtige Rolle.

Schon direkt im Krankenhaus beginnen Physiotherapeut:innen damit, das betroffene Gelenk vorsichtig zu bewegen. Das soll die Rehabilitation (Wiederherstellung der Gesundheit und Rückkehr in ein aktives Leben) beschleunigen. Zudem zeigen die Therapeut:innen den Betroffenen, wie sie sich aufrichten, aufstehen und bewegen können. Denn zunächst ist das Gelenk noch geschwächt und benötigt etwas Zeit, bis es sich stabilisiert hat.

Wurde ein neues Gelenk eingesetzt, schließt sich oft direkt nach dem Krankenhausaufenthalt eine Reha an. Dort kümmern sich Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen intensiv um den/die Patient:in – Krankengymnastik, Bewegungstherapien, Massagen oder Elektrostimulationen stehen hier auf dem täglichen Plan.

Nach der operativen Behandlung der Arthrose: Physiotherapeutin mit Bein eines Patienten.
Nach der operativen Behandlung der Arthrose: Physiotherapeutin mit Bein eines Patienten.

Was kannst Du als Patient:in tun?

Versuche, Deine Tage möglichst aktiv zu gestalten. Dennoch solltest Du auf Dein operiertes Gelenk Rücksicht nehmen: Ruckartige Bewegungen, schweres Heben und Tragen sowie Stöße sind zu vermeiden. Besser, Du wählst gleichmäßige Bewegungsarten aus. Mit Spaziergängen, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen oder Gymnastik kannst Du Deine Muskulatur stärken, was auch Deinen Gelenken zugutekommt. Schränke nach OPs an Knie-, Hüft- oder Fußgelenken jedoch Sportarten wie Joggen, Kampfsport sowie Tennis ein.

Zudem bedeutet Übergewicht eine zusätzliche Belastung für jedes Gelenk. Achte daher auf eine gesunde und vollwertige Ernährung mit ausreichend Nährstoffen.