Das Ziel der Diagnose ist der eindeutige Nachweis der Arthrose. Je früher die Diagnose erfolgt, desto besser kann die Arthrose-Erkrankung behandelt werden. Welche Untersuchungen führt der Arzt durch und welche Kriterien müssen erfüllt sein? Erfahren Sie hier alles Wichtige über die ärztliche Diagnose einer Arthrose.
Bei Arthrose-Anzeichen – den Anfang macht ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt
Wenn Sie unter Gelenkschmerzen leiden und erstmalig einen Arzt aufsuchen, wird dieser in der Regel zunächst viele Fragen stellen zu:
- Beschwerden
- Vorgeschichte und bekannten (Vor-)Erkrankungen
- familiärer Krankheitsgeschichte
- Beruf, Familie, Verhalten, Lebensgewohnheiten, besondere Belastungen
- Operationen, Unfälle, Krankenhausaufenthalte
- Medikamenten-Einnahme

Passen die Beschwerden zum klinischen Bild der Arthrose?
Nach den allgemeinen Fragen wird sich der Arzt genau nach den Symptomen der Arthrose erkundigen, also nach Arthrose-Anzeichen wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Der Arzt überprüft, ob die Beschwerden zum klinischen Bild der Arthrose passen. Bei einigen Formen der Arthrose, wie bei der Kniegelenksarthrose, können dazu auch spezielle Fragebogen verwendet werden. Im Rahmen klinischer Studien wird bei der Kniegelenksarthrose und der Hüftgelenksarthrose häufig der WOMAC-Fragebogen eingesetzt.

Visuelle Analogskala (VAS) zur Messung der Schmerzen
Ein einfacheres Mittel der Symptombeurteilung ist auch die sog. VAS (visuelle Analogskala), mit der Schmerzen oder Beschwerden von 0 (= keine) bis 10 (= größte vorstellbare Schmerzen oder Beschwerden) erfasst werden. Bei der Diagnose werden folgende Beschwerden abgefragt:
- Belastungsschmerz
- Bewegungsschmerz
- Anlaufschmerz
- Ruheschmerz
- Nachtschmerz
- Schmerz
- Stärke
- Stelle(n)
- Häufigkeit
- Art
- Art der Bewegungseinschränkungen
- Probleme im Alltag (z. B. Humpeln, Schwierigkeiten beim Ankleiden)

Die Untersuchung der Gelenke ist wichtiger Bestandteil der Diagnose
Bei der körperlichen Untersuchung überprüft der Arzt die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks und sucht sowohl optisch als auch durch Abtasten nach Auffälligkeiten und Schmerzpunkten. Auffälligkeiten an den Gelenken sind:
- Bewegungseinschränkungen
- knöcherne Verdickung der Gelenke
- Verformungen, Instabilität, Fehlstellungen
- Muskelabbau, Muskelverspannungen
- Überwärmung, Schwellung, Hautverfärbung (Rötung), Gelenkerguss

Das Röntgenbild bestätigt den Verdacht einer Arthrose
Das Röntgenbild dient der Sicherung der Diagnose. Auch der Schweregrad, das Stadium und der Krankheitsverlauf der Arthrose kann anhand des Röntgenbilds beurteilt werden. Knorpelgewebe weist eine geringere Dichte als Knochen auf und ist somit auf den Röntgenaufnahmen nicht zu sehen. Daher dient vor allem die Breite des Gelenkspalts als Hinweis für den Abrieb des Knorpels. Je enger der Spalt auf dem Röntgenbild erscheint, desto mehr Knorpelgewebe ist abgetragen. Allerdings passt das Röntgenbild oftmals nicht zu den Beschwerden. Eine im Röntgenbild weit fortgeschrittene Arthrose kann trotzdem beschwerdefrei sein und eine Arthrose, die im Röntgenbild im Anfangsstadium ist, kann dennoch starke Schmerzen verursachen.

Typische Zeichen, die im Röntgenbild auf eine Arthrose schließen lassen, sind:
- Verdichtung des Knochens (subchondrale Sklerosierung)
- Verschmälerung des Gelenkspalts
- ungleichmäßige Gelenkflächen
- knöcherne Anbauten (Osteophyten)
- Veränderungen der Gelenkstellung oder Verformungen (Deformationen)

Laut Röntgenbild wird die Arthrose in vier Stadien eingeteilt:
Arthrose-Stadium | Befund im Röntgenbild |
---|---|
Stadium 0 |
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Stadium I |
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Stadium II |
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Stadium III |
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Stadium IV |
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Weitere Untersuchungen sind im Rahmen der Diagnose eher die Ausnahme
Andere bildgebende Verfahren, wie die Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), Szintigraphie oder Sonographie, werden eher selten und nur zur Abklärung spezieller Fragestellungen oder bei Unklarheiten eingesetzt. Obwohl die MRT hochempfindlich ist, ist sie für die Beurteilung von Knorpelschäden im Routinebetrieb bislang nicht geeignet. MRT-Untersuchungen werden im Rahmen der Arthrose-Diagnose in der Regel nur eingesetzt, um andere Verdachtsdiagnosen auszuschließen, wie:
- rheumatoide Arthritis
- Tumor
- Osteonekrose (Absterben von Knochengewebe)

Ist eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) im Rahmen der Diagnose sinnvoll?
Bei der Arthroskopie wird eine Minikamera in das Gelenk eingeführt, um Einblicke in das Innere des Gelenks zu erhalten. Es handelt sich dabei um eine operative Arthrose-Behandlung, welche unter Narkose erfolgt und mit Risiken für Blutungen und Entzündungen verbunden ist. Daher wird die Arthroskopie in der Regel nicht zu reinen Diagnose-Zwecken eingesetzt, sondern nur, wenn zusätzlich auch eine operative Behandlung geplant ist.

Wann liegt eine gesicherte Arthrose-Diagnose vor?
Für die Diagnose der Arthrose gibt es keine anerkannten festgelegten Kriterien. Im Frühstadium ist die Arthrose fast immer beschwerdefrei und im Röntgenbild nicht nachweisbar. Außerdem gibt es kaum einen Zusammenhang zwischen Beschwerden und dem Befund laut Röntgenbild. In Anlehnung an die Kriterien der Europäischen Rheumaliga (EULAR) liegt eine Arthrose im Kniegelenk dann vor, wenn folgende Punkte zutreffen:
- Alter über 50 Jahre
- Morgensteifigkeit (weniger als 30 Minuten) oder Krepitation (Knirschen oder Knacken im Gelenk)
- Osteophyten (knöcherne Anbauten) und/oder Gelenkspaltverkleinerung im Röntgenbild

Sollte die Arthrose-Behandlung unbedingt nach der Diagnose beginnen?
Bisher gilt, dass nicht jede Arthrose einer ärztlichen Behandlung bedarf. Nur 20-30% der Patienten mit einer nachweisbaren Arthrose im Röntgenbild haben auch Beschwerden; bei den Patienten ohne Beschwerden besteht eine stumme oder latente Arthrose. Erst wenn die Arthrose schmerzt, wird sie zum Behandlungsfall. Ein neueres Konzept sieht jedoch vor, möglichst früh mit der Therapie der Arthrose zu beginnen, also noch bevor größere Schäden im Gelenk entstehen.

Maßnahmen zur Vorbeugung einer Arthrose
Wenn die Beschwerden noch gering sind, kann jeder selbst viel dazu beitragen, um den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen und den unwiederbringlichen Verlust des Knorpels zumindest deutlich zu verlangsamen. Dazu gehören:
- gesunde Lebensweise
- ausgewogene Ernährung
- viel Bewegung
- Vermeidung von Risikofaktoren
