Schmerzen in der Leiste, die bis ins Bein ausstrahlen – dies sind die typischen Anzeichen einer Hüftgelenks- oder Koxarthrose. Die Hüftgelenksarthrose ist nach der Arthrose des Kniegelenks (Gonarthrose) die zweithäufigste Form der Arthrose. Etwa jeder vierte Mann und jede vierte Frau in Deutschland leiden unter einer Hüftgelenksarthrose. Wie macht sich eine Hüftgelenksarthrose bemerkbar, was sind die Ursachen, wie kann man vorbeugen und wann muss ein künstliches Hüftgelenk her? Informieren Sie sich hier rund um das Thema Hüftgelenksarthrose.
Das Hüftgelenk erlaubt die größtmögliche Beweglichkeit
Das Hüftgelenk ist nach dem Kniegelenk unser zweitgrößtes Gelenk und muss ebenfalls großen Belastungen standhalten. Das Hüftgelenk ist ein sogenanntes Kugelgelenk, das die größtmögliche Bewegungsfreiheit erlaubt: vor und zurück, rechts und links sowie Kreisbewegungen. Der Hüftkopf bildet den oberen Teil des Oberschenkelhalses und ist vollständig mit Knorpel überdeckt. Die Hüftpfanne ist ein Teil des Beckenknochens und nur unvollständig von Knorpel überzogen. Die Hüftpfanne umschließt den Hüftkopf und bildet somit das besonders stabile Hüftgelenk.
Wie entsteht eine Hüftgelenksarthrose?
In den überwiegenden Fällen handelt es sich um eine primäre Hüftgelenksarthrose, also um eine Arthrose, die ohne direkte Ursachen entsteht. Im Gegensatz dazu wird die sekundäre Hüftgelenksarthrose durch bestimmte Ursachen ausgelöst, wie z. B. durch eine angeborene Fehlstellung der Hüfte (Hüftdysplasie). Bei der Hüftdysplasie ist die Hüftpfanne verkleinert, woraus eine stärkere Druckbelastung auf den Knorpel resultiert. Heutzutage werden alle Neugeborenen mittels Ultraschall auf eine Hüftdysplasie hin untersucht. Eine Hüftdysplasie bei Neugeborenen kann in den meisten Fällen durch das Tragen einer Spreizhose sehr gut korrigiert werden.
Weitere Ursachen einer sekundären Hüftgelenksarthrose sind:
- kindliche Hüftkopferkrankung (z. B. Morbus Perthes)
- Hüftdysplasie
- Hüftgelenksentzündung
- Brüche mit Beteiligung der Hüftpfanne

Wie macht sich eine Hüftgelenksarthrose bemerkbar?
Nicht selten kommt es vor, dass Patienten mit einer Hüftgelenksarthrose zum Arzt gehen, weil die Knie schmerzen. Denn die dumpfen bohrenden Schmerzen der Hüftgelenksarthrose strahlen oftmals von der Leiste bis zu den Kniegelenken hin aus.
Typische Anzeichen einer Hüftgelenksarthrose sind:
- Schmerzen in den Leisten, die in Lende, Gesäß, Oberschenkel und Knie ausstrahlen
- morgendliche Anlaufschmerzen
- belastungsabhängige Schmerzen, die im Laufe des Tages schlimmer werden
- Bewegungseinschränkungen z. B. beim Schuhezubinden
- Ermüdbarkeit und Schwäche des Beines
Was hilft bei Hüftgelenksarthrose?
Gelenkschonender Sport verlangsamt nachweislich das Fortschreiten der Hüftgelenksarthrose. Dadurch kann der Zeitpunkt bis zum Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes hinausgezögert werden, was wegen der begrenzten Haltbarkeit von Gelenksendoprothesen von Bedeutung ist. Auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie die Gewichtsreduktion bei Übergewicht wirken sich positiv aus. Gelenkbelastende Bewegungen, wie schnelle Start-Stopp-Bewegungen oder starke Stoßbelastungen, wie bei der Ski-Abfahrt sollten dagegen vermieden werden. Tipps und Vorschläge für spezielle Übungen bei Koxarthrose finden Sie unter Bewegungsübungen bei Hüftgelenksarthrose.

Maßnahmen zur Vorbeugung und zur Besserung der Hüftgelenksarthrose:
- möglichst viel Abwechslung zwischen stehenden, sitzenden und liegenden Haltungen
- Vermeidung tiefer Sitzgelegenheiten (z. B. Sofa, Sessel)
- Einlegen eines Kissens in Seitenlage (auf der gesunden Seite) zwischen die Beine
- Tragen von Schuhen mit flexiblen, stoßdämpfenden Sohlen
- regelmäßige Ausübung von Sportarten mit wenig Gewichts- und Stoßbelastung für die Hüfte
- auf gesunde Ernährung achten
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht

Lohnen sich Hyaluronsäure-Spritzen bei Koxarthrose?
Hyaluronsäure ist der Hauptbestandteil der Gelenkflüssigkeit und ein wichtiger Baustein des Gelenkknorpels. Mithilfe von Hyaluronsäure-Spritzen wird biotechnologisch hergestellte Hyaluronsäure direkt ins Hüftgelenk injiziert. Positive Effekte von Hyaluronsäure-Injektionen wurden hauptsächlich für die Arthrose des Kniegelenk (Gonarthrose) nachgewiesen, dagegen gibt es für die Hüftgelenksarthrose kaum Studien, so dass der Nutzen dieser Anwendung bei Experten umstritten bleibt. Da die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen, muss der Patient die Kosten der Hyaluronsäure-Spritzen selbst tragen.

Wann ist eine Hüftprothese zu empfehlen?
Das Einsetzen von künstlichen Gelenken gehört inzwischen zu den Routine-Eingriffen in vielen Krankenhäusern. In Deutschland werden jedes Jahr insgesamt etwa 200.000 künstliche Hüftgelenke (Hüftgelenksendoprothese, auch Hüft-TEP) eingesetzt. Etwa drei Viertel der künstlichen Hüftgelenke (150.000) sind auf eine Arthrose zurückzuführen und 50.000 auf einen Oberschenkelhalsbruch. Der Zeitpunkt für das Einsetzen der Hüftgelenksendoprothese sollte nicht zu früh, aber auch nicht zu spät gewählt werden (siehe auch unter operative Arthrose-Behandlung). Denn bei dauerhaften starken Schmerzen kann sich ein Schmerzgedächtnis ausbilden und die Genesung erschweren.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Hüftprothese?
Eine Operation kommt dann infrage, wenn:
- alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden
- starke Schmerzen in der Hüfte oder Leiste auch nachts auftreten
- das Anziehen von Strümpfen oder Schuhen nicht mehr möglich ist
- der Knorpelverschleiß im Röntgenbild nachweisbar ist
Die Haltbarkeit der künstlichen Hüftgelenke beträgt in 90% der Fälle mindestens 15 Jahre, danach kommt es häufiger zu Lockerungen im Knochen. Bei der Auswahl der Klinik sollte man darauf achten, dass die Ärzte ausreichend Erfahrungen haben.
